Die Radicant bank ag gibt die Einstellung ihres Bankgeschäfts bekannt und ist damit die dritte Schweizer Neobank, die im Jahr 2025 verschwindet. Ein weiterer Rückschlag für das Schweizer Fintech-Ökosystem.
Eine endgültige Entscheidung nach gescheiterten Verhandlungen
Am 11. November 2025 hat der Verwaltungsrat der radicant bank ag einen erwarteten, aber wichtigen Entscheid offiziell bestätigt: die vollständige Einstellung der Bankaktivitäten. Diese Ankündigung erfolgt, nachdem die Basellandschaftliche Kantonalbank (BLKB), die Mehrheitsaktionärin der neobank, am 23. September 2025 beschlossen hatte, ihr Engagement im Projekt zu beenden.
Trotz eingehender Prüfung verschiedener Verkaufs- und Restrukturierungsmöglichkeiten konnte keine tragfähige Lösung gefunden werden, um die Zukunftsfähigkeit von radicant zu sichern. Der Verwaltungsrat beschloss daher, in Abstimmung mit der BLKB eine geordnete Liquidation des Unternehmens durchzuführen.
Was geschieht mit den Kunden und ihren Einlagen?
Gute Nachricht für die Kunden: Ihre Einlagen bleiben vollumfänglich geschützt. Marco Primavesi, Verwaltungsratspräsident von radicant und BLKB-Vorstandsmitglied, beruhigt: "Trotz umfassender Massnahmen und grosser Anstrengungen konnte das Weiterbestehen von radicant nicht garantiert werden. Die Kundeneinlagen bleiben aber vollumfänglich geschützt."
Die Bank arbeitet derzeit an Migrationslösungen für ihre Kunden zu anderen Bankinstituten. Bruno Meyer, CEO von radicant, erklärt, dass "die Suche nach optimalen Lösungen für unsere Kunden Priorität hat, ebenso wie die verantwortungsvolle Unterstützung unserer Mitarbeiter".
Alle Verpflichtungen gegenüber Kunden, Mitarbeitern und Partnern werden während der Übergangszeit weiterhin eingehalten. Die Kunden werden in transparenter Weise über die nächsten Schritte informiert.
2025: Ein dunkles Jahr für Schweizer Neobanken
Die Schliessung von Radicant reiht sich ein in eine Serie von Misserfolgen, die das Schweizer Fintech-Ökosystem hart treffen. Im Jahr 2025 haben drei Schweizer Neobanken ihre Pforten geschlossen:
- Swiss4, die den Bankensektor mit einem kollaborativen Ansatz revolutionieren wollte
- Coop Finance+, die Fintech-Initiative des Detailhandelsriesen Coop
- Radicant, die nachhaltige Neobank, die mit Unterstützung einer Kantonalbank gegründet wurde
Dieses sukzessive Verschwinden wirft wichtige Fragen über die Lebensfähigkeit des Neobankenmodells im Schweizer Kontext auf, der durch starke Regulierung, etablierten Bankenwettbewerb und hohe Betriebskosten gekennzeichnet ist.
Gründe für das Scheitern
Mehrere Faktoren erklären die Schwierigkeiten, auf die radicant und seine Schweizer Pendants gestoßen sind:
Kosten der Einhaltung: Die Erlangung und Aufrechterhaltung einer Schweizer Banklizenz ist mit strengen und teuren regulatorischen Anforderungen verbunden, die für eine junge Struktur in der Wachstumsphase schwer zu tragen sind.
Scharfer Wettbewerb: Der Schweizer Bankenmarkt ist gesättigt, mit etablierten traditionellen Akteuren und internationalen Neobanken wie Revolut oder N26, die von erheblichen Skaleneffekten profitieren.
Herausforderungen bei der Rentabilität: In einem reifen Markt, in dem die Verbraucher ihren traditionellen Banken treu bleiben, ist es schwierig, genügend Kunden zu gewinnen, um den Break-even-Punkt zu erreichen.
Begrenztes Engagement der Investoren: Die Entscheidung der BLKB, sich zurückzuziehen, zeigt, wie schwierig es für Schweizer Neobanken ist, ihre Aktionäre davon zu überzeugen, ihre finanzielle Unterstützung langfristig aufrechtzuerhalten.
Welche Zukunft für Neobanken in der Schweiz?
Diese aufeinanderfolgenden Misserfolge bedeuten nicht zwangsläufig das Ende des Neobankenmodells in der Schweiz, aber sie zwingen zu einem Überdenken der Strategien:
- Spezialisierung: Anstatt sich an die breite Öffentlichkeit zu wenden, konzentrieren Sie sich auf bestimmte Nischen (KMU, Expatriates, Grenzgänger)
- Partnerschaften: Mit traditionellen Banken zusammenarbeiten, statt mit ihnen zu konkurrieren
- Hybrides Modell: Kombinieren Sie digitale Dienstleistungen mit selektiver physischer Präsenz
- Internationaler Schwerpunkt: Entwicklung grenzüberschreitender Angebote, um eine kritische Masse zu erreichen
Radicant reiht sich damit in die Reihe der Neobanken ein und erinnert uns daran, dass Finanzinnovationen nicht immer eine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg sind, selbst wenn sie von anerkannten Bankinstituten unterstützt werden.
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